Freitagabend bereits alles gepackt, nochmal 3 Stunden geschlafen und dann ab ins Auto und von Salzburg nach Wien fahren. Mit reichlich Energy-Drink und Aufregung, ob unser Flug und die danach vielen geplanten Umstiege wirklich so wie geplant ablaufen, kommen wir um 4.30 Uhr am Wiener Flughafen an, stellten unser Auto für einen Schnäppchenpreis von 122 € auf einen Parkplatz und hechteten zum Terminal. Pünktlich 2 Minuten vor Schließung des Gates sitzen wir im Flugzeug und WIZZ Air bringt uns nach Sizilien.
Als wir landen, wissen wir noch nicht, dass der Flughafen der ordentlichste Ort Siziliens sein würde. Also wundern wir uns über die verkommenen Gebäude und suchen den Ausgang zu den Bussen. Von 13 Grad in Wien zu 25 Grad beim Aussteigen aus dem Flugzeug – und es ist erst 8 Uhr. Ich bereue bereits jetzt meine Kleiderwahl und hoffe die nächste Zeit meine lange Jeans und meinen Pulli gegen ein lockeres Kleid tauschen zu können – leider Fehlanzeige!
Mit dem Bus nach Milazzo
Immerhin finden wir unseren „Giuntabus“, der uns in 2 Stunden von Catania nach Milazzo zum Hafen bringt. Die Fahrt gestaltet sich abenteuerlicher, aber dank Klimaanlage auch bequemer als gedacht. Der Fahrer – vermutlich ein Rennfahrer im Ruhestand – beschließt alle Regeln über Board zu werfen und fährt getreu dem Motto: Wer schneller ist, hat auch Vorfahrt! Scheint zu funktionieren und wir kommen wohlbehalten am Hafen an. Wie die Trüffelschweine erschnüffeln wir den nächsten Supermarkt, statten uns mit einem kalten Getränk und etwas zu Essen aus, suchen uns den nächsten Schattenplatz und suhlen uns in unseren Errungenschaften. Die 1,5 Stunden Wartezeit möchten nicht vergehen und als wir die Nerven verlieren, laufen wir schon einmal zum Anlegeplatz der Fähre vor. Der Platz füllt sich erstaunlich schnell und so stehen wir bald als Teil einer riesigen Gruppe ganz vorne am Absperrzaun – tja, blöderweise am Einlass für Einheimische mit viel Gepäck oder Menschen mit Behinderung. Zu beidem zählen wir nicht. Mit reichlich Glück und einem Funken Dreistigkeit werden wir auch durchgelassen und so können wir uns einen Platz am Fenster aussuchen. JETZT ist Urlaub!

Auf der Hauptinsel der Liparischen Inseln, dem gleichnamigen Lipari, angekommen, bestaunen wir die Architektur und den „ungezwungenen“ Fahrstil der Sizilianer. Wir haben Mühe uns nicht über den Haufen fahren zu lassen, als wir uns auf den Weg zu unserem Ferienhaus machen. Wir haben – optimistisch wie wir sind – die komplette Inseltour ohne einen Mietwagen geplant und möchten alles zu Fuß erledigen.
Keine 20 Minuten Fußweg und 3 Nahtoderfahrungen mit einem Touristenbus und mehreren Kleinwagen später, erreichen wir unser Feriendomizil und freuen uns über den netten Empfang mit frischem Obst und einer vollausgestatteten Outdoorküche. Auch die Ameisenbewohner sind am Start und grüßen uns nett.
Den Nachmittag verbringen wir mit einer ausgiebigen Dusche und einem Spaziergang zum Hafen, wo wir auch unsere Einkäufe für die kommenden Tage erledigen. Wer noch nie in Italien einkaufen war, ist im ersten Moment vielleicht beeindruckt von der RIESEN Auswahl von Kinder-Schokolade und Nudeln und so stehen wir etwa 5 Minuten mit offenem Mund vor dem Regal. Eingedeckt mit den besten Zutaten – frischen Tomaten, Mozzarella, Wasser und Nudel kehren wir zurück zur Unterkunft. Den Abend verbringen wir bei gutem Essen auf der Terrasse und planen den nächsten Tag.
Tag auf dem Stromboli, Ginostra


Mit ausreichend Schlaf und einem leckeren Frühstück im Bauch fühlen wir uns gewappnet, um den heutigen Tag auf der Insel Stromboli zu verbringen. Wir buchen morgens die Fähre für die Überfahrt und kommen mit dem Schiff gegen 10.00 Uhr auf der Vulkaninsel an. Wieder einmal haben wir uns den besten Tag für diese „nur“ zweistündige Wanderung ausgesucht. Unser Plan ist es, die Feuerrutsche des Stromboli zu sehen und so dem Touristenandrang (oder überhaupt Menschen) auf der anderen Seite der Insel zu entgehen. Es funktioniert, wenn während unserer Wanderung entlang der kargen Felsen und der dürren Landschaft begegnen uns lediglich ein paar Tiere und ein Mann mit seinem Pferd. Mit der Mittagshitze im Nacken können wir die stille und vertrocknete Umgebung nicht ganz genießen, kommen aber schließlich an unserem Ziel – den Tips of Raven – an und tanken beide erst einmal einen Liter Wasser. „Nie wieder in der Mittagshitze wandern!“, beschließen wir einstimmig und nehmen uns einen Moment zum Durchatmen. Wir bestaunen die ewig lange „Feuerrutsche“ vom Krater des Stromboli bis hinunter zum türkisfarbenen Meer. Richtig beeindruckt sind wir, als wir sogar austretende Lava an der Seite des Berges sehen, wie sie ins Meer stürzt.
Auf dem Rückweg nutzen wir jeden Schattenplatz, der sich in der Zwischenzeit gebildet hat und verschnaufen etwas. Währenddessen erzählen wir uns – wie immer, wenn wir uns auf dem Rückweg von Wanderungen befinden – welche Essensgelüste wir haben und welches Getränk wir jetzt gerne hätten, wenn uns ein „Gini“ vergönnt wäre. Wir finden eine kleine Gaststätte, die uns trotz Mittagsruhe mit einer kalten Coke und einem Light-Bier versorgt. Der Himmel auf Erden, der uns die 20€, die uns der Gastgeber grinsend dafür abnimmt, sogar Wert ist!
Schwefelfelder auf Vulcano



Heute steht unser wohl aufregendster Tag der Inseltour an – das wissen wir bereits, als wir früh morgens die Fähre auf die Nachbarinsel Vulcano nehmen. Die Insel begrüßt uns mit strahlender Sonne und einem vertrauten Geruch von Schwefel, den ich bereits in Island kennen und lieben gelernt habe und der mich immer in Urlaubsstimmung versetzt.
Die Wanderung beginnt im Hafen und verläuft relativ geradlinig über eine Landstraße raus aus dem Troubel. Von der Landstraße biegen wir nach links auf einen Wanderpfad aus Asche ab, der sich an diesem beeindruckenden Vulkan in die Höhe entlang schlängelt. Das Hinweisschild mit der aktuellen Warnstufe des Vulcano nehmen wir zur Kenntnis. Im Oktober 2021 wurde die Warnstufe des Vulcano auf „gelb“ gestuft, da es zu vermehrten Aktivitäten gekommen ist und der Vulkan zudem heiße Gase ausstößt. Wir sind uns der Gefahr bewusst und starten den anstrengenden Aufstieg. Immer wieder fluchen wir, weil wir in der feinen Asche einsinken und das bergauf laufen dadurch nur noch anstrengender wird. 1,5 Stunden später belohnt uns der Aufstieg mit einer einmaligen Aussicht, als wir den Kraterrand erreichen.

Von einer Helikopterplattform bestaunen wir den Ausblick auf die unterschiedlichsten Kulissen. Der Krater mit seinen dampfenden Gaswolken, weiter links die gelb leuchtenden, dampfenden und mehrere 100-Grad heißen Schwefelfelder und in unserem Rücken der sonnige Ausblick auf den Hafen von Vulcano. Und das alles dürfen wir vollkommen alleine bestaunen – einfach einmalig! Die Drohne zeigt uns noch einmal, wie gigantisch die Kulisse auch von oben ist, denn nur aus der Luft können wir das ganze Ausmaß der Schwefelfelder erkennen. Was wir für ein Glück haben.
Die Wanderung am Kraterrand entlang ist ebenfalls beeindruckend und die Magie wird nur wenig gemildert, als uns die ersten Menschen dort oben begegnen. Wir erkunden die Gegend noch etwas, bevor wir uns auf den Rückweg und raus aus der beginnenden Mittagshitze machen.
Am Hafen angekommen, gönnen wir uns ein kaltes Getränk – quasi das komplette Gegenteil vom gestrigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir bekommen Cola, Limonada und Wasser für zusammen nur 2,90 € und feiern unser Glück an einem Schattenplatz am Wasser.
Attentione alla Vipera am Valle Muria

„Was wäre der Tag ohne eine Wanderung?“ dachten wir uns morgens und so verzichten wir darauf, auf der größten Insel der Inselgruppe einen Mietwagen für 40€ zu nehmen und das Geld lieber für Essen gehen auszugeben (was wir bis dato immer noch nicht gemacht haben). Nun ja, hinterher ist man immer schlauer! Also geht es im Marsch los entlang der viel befahrenen Hauptstraße Richtung Aussichtspunkt. Laut Maps entspannte 300 Höhenmeter…haha.
Auf halber Strecke dämmert es uns schon, dass es wohl kein so entspannter Tag werden würde wie gedacht. Aber egal, wir sind ja nur einmal hier! Also kommen wir nach einer guten Stunde am Aussichtspunkt an. Kevin wechselt blasen bedingt zu seinen Aquaschuhen und mit neuem Elan starten wir den Weg bergab zum Strand Valle Muria, wo wir uns tolle Drohnenbilder erhoffen und zudem nichts los ist. Dass mein lustig gemeinter Satz „Achtung! Wir laufen bestimmt durch ein Schlangen-Tal und sind deshalb die einzigen hier“ eine Stunde später nicht mehr so lustig sein wird, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht und lachen darüber. Auch bei der Schlange im Gebüsch hätte es uns dämmen können…
Am Strand angekommen laufen wir zur Steilwand Richtung Osten und klettern dafür über einen Felsenwall – der einzige Weg dahin. Schon auf dem Weg erinnere ich mich an mein bescheidenes Wissen über Meere und Gezeiten und frage Kevin „Sach ma: Gibts hier richtige Gezeiten?“. Die Antwort lautet JA! Als das geklärt war, haben wir nur noch eine Aufgabe: Was bedeutet das Schild an der verlassenen Strandbar „Attentione alla Vieere“? Nach einigem Grübeln kommt Kevin darauf, dass das erste E auch durchaus ein P sein könnte und so macht „Attentione alla Vipera“ auf einmal viel mehr Sinn. Diesmal lachen wir nicht und verlassen unseren gemütlichen Platz am hohen Gras. Nach einem kurzen Drohnenflug laufen wir zurück, brutzeln kurz in der Sonne und beschließen den Rückweg anzutreten, da noch sportliche 1,5 Stunden Bergaufmarsch in der Mittagshitze vor uns liegen. Fluchend, keuchend und vollkommen nass nutzen wir jeden Schattenplatz, den wir finden können. Als wir nach 45 Minuten auf die Karte schauen, um den weiteren Weg zu bestimmen, stellen wir fest, dass wir falsch gelaufen sind. Einem Trotz-Anfall nahe suche ich einen alternativen Pfad und finde ihn zu meinem Glück auch. Nicht ganz easy, aber wir kommen schließlich unten an, kaufen uns in unserem Supermarkt des Vertrauens Wasser und gehen zurück zum Ferienhaus. Kaltes Wasser und Zitrusfrüchte auf der Terrasse sind unsere Belohnung für den Tag und wir beschließen nicht mehr in der Mittagshitze wandern zu gehen..
Arrivederci Lipari: Zurück auf’s Festland!
Heute ist Abreisetag auf Lipari. Um 10 Uhr verlassen wir unser Häuschen und laufen zum Hafen, wo uns noch 1,5 Stunden Warten bevorsteht, bis unser Schiff nach Milazzo ablegt. Von dort nehmen wir – wieder mit etwas Wartezeit – um 14.20 Uhr den Bus an den Flughafen Catania, wo wir unseren Mietwagen abholen. Am (falschen) Hertz-Schalter angekommen, läuft erstmal alles nach Plan. Die Dame ist freundlich, das Wetter sonnig und wir sind guter Dinge in 2 Stunden in unserer Unterkunft in Randazzo anzukommen. Leider hat Barclaycard andere Pläne und so stehe ich vor einer gestikulierenden Italienerin, die mir versucht zu erklären, dass meine Kreditkarte den Bezahlvorgang ablehnt. Nach weiteren 3 Versuchen – mit Kaution, ohne Kaution, andersherum, im Kopfstand – verweigert die Karte immer noch und ich muss erst einmal raus und die Lage mit Kevin besprechen. Da keine Stornierung möglich ist, bleibt uns nur die Buchung neuer Flüge nach Hause übrig. Denn ohne Kreditkarte bekommen wir auch keinen Mietwagen und kommen somit auch nicht zur Unterkunft. Wir sehen beide die gebuchten Gebühren von 1000 € davonschwimmen und die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. In der größten Verzweiflung erinnere ich mich an mehrere Erfahrungsberichte von gesperrten Kreditkarten und frage nach, welche Optionen wir noch haben. Immerhin ist der Wagen bezahlt und wir sehen verzweifelt genug aus, um eine Alternativlösung zu erwarten. Sie schlägt vor, es noch einmal zu probieren, da die Kreditkarte im System schon valide sei und ich versuche es mit der Mastercard statt der Visa. Und VOILA: Es funktioniert. Zwar mit einer Vollkaskoversicherung, aber es klappt! Zitternd und nervlich etwas angefasst sitzen wir im Mietwagen – einem Go-Kart a la Fiat 500 – und düsen im italienischen Stadtverkehr am Ätna entlang nach Randazzo. 6 Vollbremsungen, 3x Hupen und einem „Beinahe-Unfall“ später sind wir auch schon im Wald an der Unterkunft angekommen und bestaunen dieses sehr italienische, aber auch sehr kaputte Domizil. Es hat ein Bett, eine Dusche, in der Kevin nicht einatmen darf und eine spartanische Küche – daher widerstehen wir dem Drang sofort wieder auszuziehen und bleiben. Der restliche Abend besteht aus Einkaufen und Tortellini kochen. Und schlafen. Morgen wird ein besserer Tag!
„Kurze Wanderung“ auf den Ätna




Um 7 Uhr sind wir ausgeschlafen. Also machen wir uns Frühstück und grübeln, wo es heute hingehen soll. Der Tag ist jetzt schon besser als der letzte. Wir fahren einfach los, Kevin navigiert und berücksichtigt meinen Wunsch, die Alcantara-Schlucht zu sehen. Auto auf einem zwielichtigen Parkplatz abgestellt, keinen Parkwächter angetroffen und los geht es. Was soll ich sagen? Nach nicht mal 5 Minuten sind wir wieder am Auto. Bei dem Anblick von Menschen und Eintritt haben wir synchron den Rückweg angetreten. Besser so, denn uns verschlägt es nun über die „Bundesstraßen“ auf die Nationalparkstraße, den Ätna hoch. Ich habe als Fahrer etwas mehr Spaß an den Serpentinen als mein Beifahrer. Oben angekommen – immerhin ist es schon Mittag – staunen wir über die Lavafelder und die kahle Landschaft und möchten eine Runde ohne Auto drehen. Was jetzt passiert ist, kann ich bis heute nicht erklären: Aus dem Vorsatz nur mal kurz ’ne Runde zu laufen wird eine 5-stündige Wanderung auf den Ätna – durch Lavafelder und Asche und eine der anstrengendsten Wanderungen, die wir bisher so gemacht haben. Auf 2500m komme ich wieder zu mir. Oben verschnaufen wir, bestaunen den zurückgelegten Weg und versuchen uns vor den Sturmböen zu schützen, die sich über den Tag aufgebaut haben. Als ein Polizeiauto bzw. die Bergwacht an uns vorbeifährt und nett grüßt, beschließen wir das „Ab hier nur noch mit Bergführer“-Schild nicht zu ignorieren und den Rückweg auf der Schotterstraße anzutreten. Die kommenden zwei Stunden fragen wir uns beide, wie das passieren konnte, während wir uns über leckeres Essen unterhalten.
Lavaströme am Valle del Bove


Heute heißt es die Unterkunft zu wechseln – endlich! Wir packen also zusammen, schmeißen alles ins Auto und um 10 Uhr geht’s Richtung Süden. Gemütlich gondeln wir über die Bundesstraßen, mit dem Ziel, uns die südliche Region anzusehen und in Erfahrung bringen, wie ob die Seilbahn am Rifugio Sapienza aussieht. Erschrocken von den vielen Menschen – wer hätte es ahnen können? – zögern wir uns auf diese Tour festzulegen. Stattdessen gehen wir unseren lang ersehnten Kaffee trinken und schauen dabei Formel 1 über das Smartphone.
Nach gemütlichen 2 Stunden machen wir uns auf nach Sankt Valerian, wo unsere nächste Unterkunft auf uns wartet. Wir werden nett begrüßt und das Haus ist so liebevoll eingerichtet, dass wir uns direkt wohlfühlen und bereuen, nicht die vollen 12 Tage hier geblieben zu sein. Ausgestattet mit Klimaanlage, vielen großen Fenstern und einem Garten mit Dachterrasse ist das Haus das komplette Gegenteil zu unserer letzten Grotte. Wir bleiben einen Moment, bevor es für uns zum Rifugio Citelli geht. Am Rifugio angekommen dämmert uns bereits, dass es in kurzer Hose und T-Shirt eventuell kühl werden könnte, während alle anderen in langen Klamotten, Daunenjacke und Mütze den Marsch bei 26 Grad antreten. Den Pfad empor schlängelnd sinkt die Temperatur immer weiter, sodass sie kurz vorm Ziel bestimmt um bereits 10 Grad gesunken ist. Da wir auf den Abend und den Sonnenuntergang zusteuern dürfte es nicht dabei bleiben, aber die Aussicht auf Lava motiviert uns weiterzugehen und die Zähne zusammenzubeißen. Als Kevin mit leuchtenden Augen ruft „Ich sehe Lava“ sind meine Lunge und meine Muskeln spontan wieder bereit zu funktionieren und ich hüpfe die restlichen 30 Meter wie ein Reh den Hang hoch. Die Aussicht ist EINMALIG!
Die Lava schlängelt sich vom Krater aus über einen Grat und tröpfelt ins Valle del Bove rein. Weiter unten ist ein weiterer Lavastrom, der dort entspringt. Wir haben zum ersten Mal nicht wegen der Kälte Gänsehaut! Wir suchen uns einen „gemütlichen“ Platz im Geröll und genießen erst einmal, wo wir sind. Nicht einmal die Horde an Menschen, die einem Happening gleicht, stört uns. Es ist eine gemütliche und ruhige Stimmung, jeder ist für sich und bewundert das Naturspektakel. Ab und zu steigt eine Drohne empor, was ich als Anlass nehme, auch meine steigen zu lassen. Aufgrund des Windes wird das aber ein kurzer Rundflug und wir suchen uns stattdessen lieber einen windgeschützten Platz, um so lange wie möglich durchzuhalten. Uns fehlen die Worte, als die Sonne untergeht und es irgendwann komplett weg ist. Das leise Zischen des Windes, leichte Klappern von Zähnen und ein gelegentliches Knacken der Lava ist zu hören. Als es WIRKLICH nicht mehr geht und es inzwischen auch stockdunkel ist, schnappen wir uns die Taschenlampen und treten den Rückweg an. Er ist leicht zu finden und zum Glück nicht so kalt wie wir befürchten. Am Auto sind wir froh über die Heizung, aber immer noch sprachlos. Die Rückfahrt wird ruhig!
Sunset-Offroad-Tour auf 2900m



Von Piano Provenzana aus starten wir eine Sunset-Tour mit dem Offroad-Monster, das uns einige Tage zuvor entgegengekommen ist. Wir als Menschenliebhaber fühlen uns dort von Anfang an pudelwohl und als eine Familie mit Hund zur ohnehin schon überfüllten Truppe dazustößt, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Wir beschließen uns nicht die Laune verderben zu lassen und die Fahrt nach oben – auf 2900 m zum Observatorium – zu genießen. Die extra für den Trip angeschafften Daunenjacken zahlen sich bereits aus, als wir zum ersten Mal den Bus verlassen. Unten im Tal herrschen 30 Grad und Windstille, während oben bei 10 Grad ein eisiger Wind weht. Die Busfahrt ist holprig und die Sitzreihe so eng, dass auch ich mit meinen Stummelbeinen Schwierigkeiten habe. Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. Oder doch? Oben angekommen ist der Blick auf den brodelnden Krater deutlich freier als von unseren bisher erklommenen 2500 m und der Rundumblick einmalig. 10 Minuten Fußweg auf eine Anhöhe verstärken den Wind und geben den Blick auf das Valle del Bove mit den Lavaströmen frei. Leider kein Vergleich zu unserem Lava-Erlebnis am Tag davor, aber trotzdem nett. Der Guide erklärt der Gruppe einiges auf italienisch, während wir uns lieber von der Gruppe entfernen, die Stille und den Sonnenuntergang genießen. Als uns die Ohren fast abfrieren, kehren wir zum Bus zurück. Die Abfahrt gestaltet sich schwieriger und holpriger als die Auffahrt, ist aber nach 45 Minuten vorbei, so sind wir gegen 21.45 Uhr wieder am Auto und tauschen uns noch mit unserer Reisebekanntschaft aus. Michael und Sarah sind ebenfalls im Urlaub und wollten gerne die Lavaströme sehen. Daher laden wir Sie ein, uns morgen bei guten Verhältnissen zu begleiten. Mal sehen, ob das was wird…
Voller Vorfreude auf die Unterkunft und unser warmes Abendessen fahren wir gemütlich und mit Heizung auf Stufe 4 zurück ins Tal.
P.S: Grüße gehen raus an den Filmer, der seine Drohne im Krater versenkt hat. RIP.
Sonnenuntergang ohne Touristen

Nachdem gestern sehr spät wurde, schlafen wir heute aus. Und mit ausschlafen, meine ich AUSSCHLAFEN. Um 9 Uhr schälen wir uns aus den Betten und bereiten erstmal Frühstück und Kaffee. Da wir noch einmal zu den Lavaströmen wandern wollen, steht nach dem Frühstück Recherche auf dem Plan, bei der wir feststellen, dass der Ätna seine Lava-Aktivität eingestellt hat – vermutlich genau zu dem Zeitpunkt, als wir den Plan gefasst hatten. Aber was soll’s! Also sage ich Michael und Sarah ab und so wird aus dem verplanten Tag ein freier Tag, den wir auch genau so nutzen. Nach 5 Stunden ausgiebiger Ruhe, die sogar Faultieren Konkurrenz machen würde, machen sich die Faultiere auf dem Weg zum Etna Süd, um zwei drei Punkte abzuklappern. Das Motto heute: Möglichst wenig laufen. Bereits beim zweiten Punkt scheitert unser Plan. Wir starten einen Weg, der zu einer Grotte und dann zu einem Aussichtspunkt hinauf führt. Laut Maps: 150 hm und 6 km Fußmarsch. Als wir an einem Plateau ankommen und ich die Drohne auspacke, haben wir bereits die Hälfte unseres Blutes an die ansässigen Mücken abgetreten. Also lasse ich das Fluggerät mit meiner letzten Kraft steigen, um ein paar schöne Bilder der erkalteten Lava einzufangen. Auf meinen Bildschirm fokussiert bekomme ich gar nicht mit, dass die Drohne bereits von Schwalben umzingelt und als Bedrohung wahrgenommen wird. Ich sehe also zu, dass ich das Teil dort wegfliege, gebe schließlich auf und lande wieder. Den Berg weiter oben lässt die Mückenplage etwas nach – dafür sinkt die Temperatur drastisch und als wir am Kamm ankommen, der den Blick auf das Valle del Bove freigibt, gesellt sich etwas Wind dazu. Dieses Mal haben wir glücklicherweise Jacken mit. Als wir nach 1,5 Stunden das erste Mal so richtig stehenbleiben und den Blick genießen, fällt auf, dass es totenstill ist. Für einen Moment hört man GAR NICHTS. Auch mal schön… Wir schlängeln uns den Abhang entlang des Kammes hoch Richtung Krater.
Touristen beobachten & Essen gehen
Der gestern gefasste Beschluss, heute doch noch mit der Gondel auf den Ätna zu fahren, lässt uns um 7 Uhr aus dem Bett steigen. Ohne einen Schluck Kaffee im Bauch fahren wir zum 5. Mal die Südstraße hoch, den Touristen entgegen. Oben angekommen stellen wir uns auf den relativ leeren Parkplatz und schauen den Berg hoch, wo eigentlich ein Gipfel erscheinen sollte – wenn es nicht komplett nebelig wäre! Also bleiben wir im Auto sitzen, von wo wir einen tollen Blick auf das fahrende Büro von Etna Excursions haben. Zusammenfassung der folgenden 2,5 Stunden: Die klassischen Touristen sind mit kurzer Hose und Sandalen tendenziell eher schlecht auf eine Bergtour vorbereitet. Aus jedem Land gibt es witzige Menschen. Leihsocken sind nicht so ganz unser Ding. Zu viel Sonnencreme gibt es nicht! Belustigt aber hungrig treibt es uns heute erneut zum etwas abgelegenen Restaurant „La Cantoniera“, wo uns unser Gefühl goldrichtig hin verschlägt. Während wir unser (mittelmäßiges) Mittagessen und anschließend Kaffee und (großartigen) Kuchen verdrücken, geht draußen kurzzeitig die Welt unter und wir sind froh, die 60 € für die Gondel eher in Essen investiert zu haben. Voll wie die Oompa Loompas rollen wir den Berg runter und müssen uns in unserer Unterkunft erstmal von dem anstrengenden Tag erholen.
Der Tag geht so stressig weiter, wie er begonnen hat: Wir müssen noch packen!
Früh morgens zum Flughafen
Gestern bereits alles gepackt, können wir heute also „einfach“ aufstehen und losfahren. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir Etna Sweet Home, was wirklich „sweet“ war, und beladen unser Offroad-Monster. Eine Stunde durch Sizilien cruisen, 2,28 € / Liter für Benzin ausgegeben, Mietwagen auf dem Hertz-Gelände abgestellt und schon sind wir wieder am Flughafen. Es hat zeitlich tatsächlich alles hingehauen, sodass wir ganz entspannt unsere Koks-Päckchen aka. unsere Rucksäcke wieder in Müllbeutel packen und durch die Sicherheitskontrolle gehen können.
Der Pilot dreht beim Abschied von der Insel netterweise noch eine Runde um den Ätna. Der A320 bietet etwas mehr Komfort als die Boeing 737 vom Hinflug und so verbringen wir den zweistündigen Rückflug mit Kaffee und Kakao relativ entspannt. Schon seit ein paar Tagen geht mir ständig ein Gedanke im Kopf rum: „Gott, bin ich froh nicht wieder ’nach Hause‘ nach Berlin zu fliegen!“ und der Gedanke wird stärker, als wir im Landeanflug über den Alpen kreisen. Zugegeben, ich wäre lieber in Salzburg direkt gelandet, aber Wien ist allemal besser als der BER. Auch die Gepäckbeförderung hat zu unserer Überraschung einwandfrei funktioniert und so spazieren wir 30 Minuten nach Landung mit unserem Gepäck durch halb Österreich zu unserem Auto zurück. Auch der Passat steht genauso an seinem Fleck, wie wir ihn abgestellt haben und so fahren wir 3,5 Stunden Richtung Salzburg und sind soo froh wieder zu Hause zu sein.




