Der bekannteste Berg aus der Cristallogruppe, der Monte Cristallo, ragt mit seinen 3200 Metern spitz in den Himmel der Dolomiten. Bereits vor einigen Jahren wurde die Gondel am Fuße des Berges außer Betrieb gesetzt. Seitdem scheint gähnende Leere auf dem Gipfel zu herrschen. Jedenfalls, wenn man den veralteten Berichten im Internet trauen kann. Das wollen wir uns genauer ansehen, denn die Bilder im Internet sprechen für sich.
Der erste Blick auf die Wanderkarte verrät, dass es zwei Wege auf den Gipfel gibt. Der Ausgangspunkt muss ein Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit sein, da wir bereits am Abend davor anreisen und in den frühen Morgenstunden zum Gipfel aufbrechen wollen. Außerdem wollen wir unseren T4 auch zwei Tage nach Aufstieg gerne wohlbehalten und ohne Knöllchen wieder antreffen. Der Parkplatz am Passo Tre Croci bietet sich dafür perfekt an, da wir von dort aus etwa 2 Stunden zum Startpunkt der Tour – dem Rifugio Son Forca – brauchen. Hier starteten vor ein paar Jahren noch mehrere Tausend Touristen im Monat ihre Tagestour hoch zum Gipfel des Monte Cristallo oder zu den umliegenden und ebenfalls gut erreichbaren Gipfeln der Nachbarberge. Wir werden ab hier etwa 7 Stunden bis zur Hütte Rifugio Lorenzi gehen und eine weitere Stunde, um das Erlebnis zu genießen, das 2012 noch mit deutlich weniger Aufwand – aber auch mit deutlich weniger atemberaubenden Ausblicken möglich war.
Für den Aufstieg wählen wir die längere der beiden Touren, die der eigentliche Grund für unsere Wanderung ist, da sie den Klettersteig Ivano Dibona beinhaltet. Vorbei an weiteren vier Gipfeln der Cristallogruppe führe der Klettersteig außerdem durch die Kriegsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Auf dem Weg liegen verschiedene Militärstationen und eine Kirche, die inzwischen nur noch teilweise erhalten sind, aber einen trotzdem in die alte Zeit zurückversetzen.
An der ehemals bewirteten Hütte Rifugio Lorenzi in stattlichen 2800 Metern angekommen, beginnt von dort an der Klettersteig Marino Bianchi, der uns hoch zum Gipfel Cristallo di Mezzo (3100 Meter) bringt. Da es bis dahin bereits dämmern wird, werden wir uns auf den Rückweg zur Rifugio Lorenzi machen, um einen Platz für die Nacht zu finden.
Am nächsten Tag führt uns der Rückweg einen Teil zurück über den Höhensteig Ivano Dibona, bis der Weg nach links abknickt und steil zurück ins Tal führt. Der Abstieg erfolgt über das Tal Padeon zurück zur Hütte Son Forca. Von dort steht ein weiterer Fußmarsch zum Auto an.