Einige wissen bereits: Ich bin eine Wahnsinnige, was Sturm, Starkregen und Gewitter angeht – von Erdbeben und Vulkanen fangen wir erst gar nicht an. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich bei der kleinsten Wahrscheinlichkeit von Gewitter losziehe und mir schöne Plätze zum Zusehen suche. Glücklicherweise hat sich der Wettergott die letzten Tage ordentlich ins Zeug gelegt, um mich glücklich zu machen und es in vielen Teilen Deutschlands krachen lassen.
Voraussetzungen für Gewitterfotografie?
Na zuerst solltet Ihr das Wetter im Auge behalten – wenn es die letzten Tage warm war, ist die Wahrscheinlichkeit für ein schönes Wärmegewitter am Abend groß, wenn es abkühlt. Meistens sind die Unwetter- und Regenradars für Regionen und Bundesländer relativ zuverlässig. Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich relativ an den Rand einer Gewitterzelle auf eine Erhebung zu stellen – dort steht man mit viel Glück noch trocken und braucht sich keine Sorgen um eine ertrinkende Kamera oder Wassertropfen auf der Linse machen. Wenn es sich anbietet, schaut doch tagsüber schonmal, für welche Region das Gewitter angekündigt ist und sucht Euch mehrere Stellen, die Ihr anfahren könnt – denn leider sind Gewitter unberechenbar und immer anders. Bei der Locationsuche solltet Ihr darauf achten, dass Ihr entweder im sicheren Auto sitzt oder Euch z.B. unter eine Hochspannungsleitung mit integriertem Blitzableiter stellt – Ihr solltet ja auch sicher aus der Sache rauskommen!
Welche Ausrüstung brauche ich dafür?
Oft reicht es schon, mit einer kleinen Spiegelreflexkamera und einem weitwinkligen Objektiv loszuziehen. Dabei solltet Ihr allerdings auf einen geringen ISO-Wert achten – abhängig von der Kamera im 100 bis 400er Bereich -, da die kleineren Kameras mit höherem ISO anfangen zu rauschen und das Bild krieselig wird.
Mit einer Brennweite von 20mm abwärts lassen sich schon schöne Fotos zaubern. Eine Offenblende ist dafür nicht notwenig, da bei geringer Blende nur ein Teil des Bildes scharf ist – Ihr hingegen möchtet so viel Schärfe im Bild haben, dass der Horizont mit den Blitzen oder ggf. das Vordergrundobjekt und der Horizont scharf sind. Mit meinem Canon 16-35mm 2.8 L II bleibe ich mit der Blende oft bei 8.0 bis 11.0.
Bei schwächeren Gewittern oder einer zittrigen Hand, empfielt es sich, ein Stativ mitzunehmen. Das erhöht die Trefferquote bei Blitzen, da länger belichtet werden kann und die Wahrscheinlichkeit, Blitze draufzuhaben, größer ist. Außerdem erspart es Euch einen steifen Arm. Bei Sturm lohnt es sich unter Umständen Gewichte für das Stativ einzupacken.
Welche Einstellungen sollte ich verwenden?
Allgemein gilt: Ausprobieren! Ich allerdings fotografiere meistens mit ähnlichen Einstellungen – das hängt aber davon ab, wie stark das Gewitter ist und ob ich mit oder ohne Stativ fotografiere. Was ich immer mache, ist manuell zu fokussieren, da bei diesen schwierigen Lichtverhältnissen oft der Autofokus versagt oder unzuverlässig ist. Sucht Euch also in einem hellen Moment einen Punkt am Horizont, den Ihr fokussieren möchtet oder stellt am manuellen Fokusring den Fokus auf Unendlich.
Ohne Stativ

Ohne Stativ
Wenn ich Freihand fotografiere, was z.B. auf dem Titelbild der Fall war, schraube ich den ISO-Wert etwas höher, als mit Stativ. Bei einer Blende von 8.0 reicht eine Belichtungszeit von 1/15 Sekunden aus. Das ist natürlich nicht viel Zeit, auf einen Blitz zu warten und es ist eine Frage von Gespür und vor allem Glück. Oft ist dann nur ein Blitz auf dem Bild. Hat aber den Vorteil, dass ich im trockenen Auto aus dem heruntergelassenen Seitenfenster fotografieren kann.
Mit Stativ

Mit Stativ
Hier habt Ihr etwas mehr Belichtungsspielraum. Ihr könnt bei einer Belichtungszeit von 4 Sekunden einige Blitze drauf bekommen. Damit das Bild nicht überbelichtet, muss natürlich die Blende geschlossen und der ISO herabgesetzt werden. Nun könnt Ihr problemlos mit dem Fernauslöser oder dem Zwei-Sekunden-Timer dauerbelichten, damit das Bild nicht verwackelt.
Auch nach dem Gewitter können schöne Bilder entstehen!
Packt nicht sofort zusammen, wenn die Blitze nachlassen und das Gewitter am Abziehen ist. Wenn der Regen nachgelassen hat und die Wolkendecke aufzieht, tut sich eine komplett andere Kulisse vor Euch auf. Alles ist frisch, oft schimmert der Horizont noch und die Wolken bilden wilde Formationen. Perfekt ist es dann, wenn die Sonne tief steht. Also: Geduldet Euch noch weitere 15 Minuten, es kann sich lohnen!
